Ganz
klar, die digitale Revolution erregt die Gemüter, sonst wäre es ja auch
keine Revolution. :D
Die
Musikindustrie ist in der Krise und die Schuldigen sind die sog. Raubkopierer
von Musik und Verbreiter von
gecrackter Software und was da so alles dazu gehört.
So oder
ähnlich hört man es von vielen Seiten.
In der
Diskussion von Sascha Lobo und Marcel Weiß wurden dazu aber auch einige
interessante Facetten des Themas
beleuchtet, die ich hier noch mal aufgreifen möchte:
1.
Raubkopieren ist kein Diebstahl sondern unautorisierte Distribution (Verteilung
/ Verbreitung)
Richtig!
Diese
Tatsache ist ein ungemein wichtiger Hinweis, den Marcel Weiß hier anbrachte.
Warum das
so wichtig ist, erklärte er in seinem Artikel recht gut.
Allerdings
kann man es noch deutlicher erklären wenn man aus der integralen Richtung a
la Ken Wilber kommt.
Denn die
digitale Revolution ist eine Revolution des Geistes und findet in der Noosphäre
(Geist / virtuelle Welt)
statt.
Einfach
gesagt, bedeutet es "Die Gedanken sind frei" und so wie Gedanken frei
sind, man kann sie nicht anfassen
wie materielle physische Dinge, so sind die Entwicklungen in der digitalen Welt
mehr und mehr vergeistigte
Produkte und diese kann man nicht stehlen.
Sascha
Lobo scheint dies überhaupt nicht zu verstehen, er vermutet hinter dieser
Differenzierung zwischen physischer
Welt und geistiger Welt stecke nur die Absicht, "Filesharing" schön
zu reden. Damit hat er die Lage aber
völlig falsch eingeschätzt was sich zudem an seinem letzten Statement in seinem
Artikel in seinem skizzierten
Schlußbild zeigt:
"Hier,
in Berlin, gibt es eine große Anzahl von öffentlichen Blumenbeeten (ja, ich
wähle ein
kitschiges
Schlussbild, absichtlich). Sie sind wunderschön, und ich bin sicher, dass mannichts zu befürchten hat, wenn man ein paar Blumen abreisst. Trotzdem sehen die
allermeisten Menschen ein, dass man besser Blumen im Laden nebenan kauft, anstatt sie
kostenlos abzurupfen. Ausser einer handvoll 15jähriger. Aber damit muss man leben. Kann
man auch."
Ob sein
Beispiel kitschig ist oder nicht steht gar nicht zur Diskussion, nein es ist
das Beispiel selbst welches völlig
ungeeignet ist um als Beispiel zu dienen weil er in dem Beispiel von physischen
Dingen spricht, nämlich
Blumen etc.
Aber wenn
wir über Filesharing sprechen, sprechen wir über nichtphysische Dinge, eben das
Internet und was dazugehört.
Dort klaut man nix weil dies gar nicht möglich ist sondern man kopiert maximal
etwas.
Wenn ich
eine Blume pflücke ist sie nicht mehr dort wo sie war. Wenn ich eine Datei
kopiere, ist sieselbstverständlich noch da. Eine Blume kann ich nicht einfach kopieren, eine Datei schon.
Zwischen
der Physiosphäre und der Biosphäre im Vergleich zur Noosphäre liegen Welten.
Eine eingehende Beschäftigung
mit diesen Dingen würde in der Diskussion guttun.
Beide
können nämlich am Ende keine Lösung anbieten auch wenn man sicherlich beiden
den Willen dafür nicht absprechen möchte.
Doch
während Sascha Lobo mehr beim Kritisieren blieb, sowohl Musikindustrie als auch
der Filesharer sind in seinen
Augen vereinfacht gesagt "Idioten" - verwies Marcel Weiß immerhin auf
neue Geschäftsmodelle, die dafür
sorgen sollen, das sich mit Dingen im Internet Geld verdienen läßt.
Aber das
ist eigentlich nicht weit genug gedacht. Beide bleiben im alten System
hängen und etwas
verwundert
hat mich schon, das keiner der beiden die neuen Entwicklungen in der
Gesellschaft mitaufgenommen hat. Offensichtlich denken sie nicht groß genug.
Worauf
ich hinauswill ist doch klar.
Die Idee
des bedingungslosen Grundeinkommens (kurz "BGE") ist genau die
richtige
gesellschaftsstrukturelle
Anpassung an die digitale Revolution! Technische Entwicklung muß mit der finanziellen
als auch der moralischen Entwicklung einhergehen.
Was
passiert nach der Einführung eines BGE in Bezug auf Filesharing:
Das wird
legal!!!
All
diejenigen, die heute noch als illegale Raubkopierer angesehen werden, können
in Zukunft ganz offen und ohne
Beschränkungen downloaden was und soviel sie wollen.
Das will
das Internet, seine Struktur ist darauf angelegt und mit dem BGE können wir
dies auch erlauben. In diesem
neuen System wird die Noosphäre einen Sprung in Richtung mehr Freiheit
ermöglichen.
Dann kann
ein Künstler nämlich wirklich die Kunst machen, die er will.
Sascha
Lobo scheint auch hier nicht wirklich klar zu machen, das es heute keine
Alternative gibt, wenn ich Künstler
bin, muß ich meine Kunst verkaufen können, ich habe nicht die Alternative zu
sagen, ich mache Kunst und
wenn ich möchte, verkaufe ich etwas aber ich muß es nicht.
So
suggerieren es nämlich seine Worte:
"Freilich
gilt meine Argumentation nur, wenn man wie ich glaubt, dass ein Musikstück
ein
Kulturprodukt ist, das man als Künstler verkaufen können sollte..."und
"...Aber Kulturarbeit erzeugt ein Kulturprodukt (in der Regel), das durch den
Kulturschaffenden oder seine Stellvertreter zum Zweck des Geldverdienes verkäuflich sein
sollte, wenn der Kulturschaffende es möchte..."
Hier wird
einfach mal so unterstellt, das der Kulturschaffende sein Kulturprodukt
verkaufen kann, wenn er es möchte -
sprich eine Alternative hätte. Toll! Aber so ist die Realität der meisten
Künstler ja nicht. Entweder sie
machen Kunst um sie zu verkaufen und dann ist diese Kunst nicht unbedingt die
Kunst, die sie wirklich machen
wollen oder sie können den Job als Künstler an den Nagel hängen.
Jedenfalls
in unserem jetzigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem kann man nur
(über)leben wenn man Geld hat. Und dies bekommt man nur gegen Leistung.
Die
virtuelle Welt aber erfordert keine große Leistung was die Verteilung angeht
und so brauchen wir also auch für
diese Welt ein neues Gesellschaftssystem.
Die
Zukunft wird dahin gehen, das mit einem BGE Künstler auch Geld zusätzlich
verdienen können, aber dies wird auf der Basis von Freiwilligkeit geschehen. Jeder, der
sich ein Produkt eines Künstlers anschafft, gibt dem
Künstler den Preis, den er bereit ist zu zahlen.
Das ist
eine neue Form der Demokratie.
Bisher
haben wir eigentlich eine Preisdiktatur. Jemand legt einfach fest,
wieviel eine CD kostet oder irgendein
anderes Produkt und der Kunde muß das zahlen. Das hat noch nicht viel mit
Demokratie zu tun sondern
ist aus den Zeiten, in denen es noch keine digitalen Artefakte gab.
Jetzt
bzw. mit einem BGE aber wird die Mitbestimmung erst richtig gelebt. Ich als
Kunde zahle den Preis, den mir ein
Produkt wert ist und nicht anders. Und man kann davon ausgehen, das die
Menschen zahlen werden.
Wenn das
nicht so kommt, dann können wir auch diese neuen Freiheiten nicht geniessen. Es
erfordert also von jedem
auch eine gewisse Anstrengung aber der Preis dafür ist es wert.
von
onlineredakteur @ 10.09.10 - 17:01:48
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