Sonntag, 27. September 2015

Der Untergang des Abendlandes - Fortsetzung 1 (2011)

Hallo,

und weiter geht es im Text!

Also, die Idee hinter "Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler ist, Kulturen als Organismen zu betrachten, wie ein Individuum, welches geboren wird, Kindheit, Jugend, Alter und Tod erlebt.

Diese Betrachtungsweise finde ich persönlich sehr ansprechend und das war auch der Punkt, den ich schon zu meinen Studienzeiten über das Buch wußte.

Prinzipiell ist das also eine durchaus interessante Herangehensweise, wenn nicht sogar eine völlig richtige.
Nur nicht die Einzige, das ist der Unterschied zu Oswald Spengler, der leider, wie viele andere seiner Zunft auch, sowohl gestern als auch heute, das Kind mit dem Boot ausschütten will. Ist ein Ansatz richtig, muß natürlich der andere falsch sein. NEIN - natürlich nicht, das ist dann die Schaffung eines integralen Rahmens, beide Ansätze gelten zu lassen und beide Teilwahrheiten akzeptieren zu können.

Bei Spengler war es dann die Abneigung gegen die klassische Abfolge: Antike - Mittelalter - Neuzeit.

Das war für ihn dann überhaupt kein Geschichtsverständnis.

Für ihn ging es darum, das man sagen wir beispielsweise die Jugend der antiken Kultur mit der Jugend der neuzeitlichen Kultur vergleicht, nur das war für ihn ein richtiges geschichtliches Verständnis.

Natürlich kann man aber die erstere Betrachtungsweise der zeitlichen Abfolge von Antike - Mittelalter - Neuzeit NICHT einfach so in Bausch und Bogen verwerfen, aber tja, wie ich schon sagte, immer wieder neigen Autoren dazu, ihren eigenen Ansatz für den allein richtigen zu halten.

Vor diesem Hintergrund also, sind manche Ausführungen von Oswald Spengler dann doch etwas fraglich.

Nämlich immer dann, wenn er behauptet, das dieses Element der Kultur mit dem Element einer anderen Kultur nichts zu tun hätte. Diese Isoliertheit bringt ihn selber in Schwierigkeiten weil es natürlich keine festen Grenzen zwischen Kulturen gab oder geben wird. Alles ist im Fluß.

Nun, um Ordnung zu schaffen, war es vielleicht erst einmal nötig, schärfere Grenzen zu schaffen, ähnlich wie ein Biologe bei der Zeichnung einer Zelle auch recht abstrakt vorgeht.

Im Grunde ist Oswald Spengler von seinem theoretischen Ansatz her, voll auf der Linie des
Postmodernismus, der ja erst später im Universitätsalltag richtig einschlug.
Was aber auch heißt, das er die Schwächen des Postmodernismus ebenso mittrug.

Er schrieb also:

"Es gibt keine ewigen Wahrheiten. Jede Philosophie ist ein Ausdruck ihrer und nur ihrer Zeit,
und es gibt nicht zwei Zeitalter, welche die gleichen philosophischen Intentionen besäßen,
sobald von wirklicher Philosophie und nicht von irgendwelchen akademischen
Belanglosigkeiten über Urteilsformen oder Gefühlskategorien die Rede sein soll. Der
Unterschied liegt nicht zwischen unsterblichen und vergänglichen Lehren, sondern zwischen
Lehren, welche eine Zeitlang oder niemals lebendig sind. S. 57"

Also der Kulturrelativismus, der später von der Postmoderne so hervorgehoben wurde, er zeigt sich auch in Spenglers Werk schon, immerhin schrieb er das in Vorkriegsjahren zum 1. Weltkrieg.
Das Problem ist, und auch des späteren Postmodernismus, das damit nur vereinzelte Fragmente die
Wirklichkeit darstellen, nichts Ganzes mehr.
Zu erkennen, das es sowohl relative Wahrheiten als auch absolute gibt, und das beide zur gleichen Zeit gültig sind, das ist den Postmodernen Philosophen und gleichsam Oswald Spengler versagt geblieben.

Es bedurfte eben erst der weiten Schau eines Ken Wilber um hier mehr Sinn reinzubringen.

von onlineredakteur @ 01.09.11 - 10:38:01

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