und
weiter geht es im Text!
Also, die
Idee hinter "Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler ist,
Kulturen als Organismen zu betrachten,
wie ein Individuum, welches geboren wird, Kindheit, Jugend, Alter und Tod
erlebt.
Diese
Betrachtungsweise finde ich persönlich sehr ansprechend und das war auch der
Punkt, den ich schon zu meinen
Studienzeiten über das Buch wußte.
Prinzipiell
ist das also eine durchaus interessante Herangehensweise, wenn nicht sogar eine
völlig richtige.
Nur nicht
die Einzige, das ist der Unterschied zu Oswald Spengler, der leider, wie viele
andere seiner Zunft auch,
sowohl gestern als auch heute, das Kind mit dem Boot ausschütten will. Ist ein
Ansatz richtig, muß natürlich
der andere falsch sein. NEIN - natürlich nicht, das ist dann die Schaffung
eines integralen Rahmens, beide
Ansätze gelten zu lassen und beide Teilwahrheiten akzeptieren zu können.
Bei
Spengler war es dann die Abneigung gegen die klassische Abfolge: Antike -
Mittelalter - Neuzeit.
Das war
für ihn dann überhaupt kein Geschichtsverständnis.
Für ihn
ging es darum, das man sagen wir beispielsweise die Jugend der antiken Kultur
mit der Jugend der neuzeitlichen
Kultur vergleicht, nur das war für ihn ein richtiges geschichtliches
Verständnis.
Natürlich
kann man aber die erstere Betrachtungsweise der zeitlichen Abfolge von Antike -
Mittelalter - Neuzeit
NICHT einfach so in Bausch und Bogen verwerfen, aber tja, wie ich schon sagte,
immer wieder neigen
Autoren dazu, ihren eigenen Ansatz für den allein richtigen zu halten.
Vor
diesem Hintergrund also, sind manche Ausführungen von Oswald Spengler dann doch
etwas fraglich.
Nämlich
immer dann, wenn er behauptet, das dieses Element der Kultur mit dem Element
einer anderen Kultur
nichts zu tun hätte. Diese Isoliertheit bringt ihn selber in Schwierigkeiten
weil es natürlich keine festen Grenzen
zwischen Kulturen gab oder geben wird. Alles ist im Fluß.
Nun, um
Ordnung zu schaffen, war es vielleicht erst einmal nötig, schärfere Grenzen zu
schaffen, ähnlich wie ein
Biologe bei der Zeichnung einer Zelle auch recht abstrakt vorgeht.
Im Grunde
ist Oswald Spengler von seinem theoretischen Ansatz her, voll auf der Linie des
Postmodernismus,
der ja erst später im Universitätsalltag richtig einschlug.Was aber auch heißt, das er die Schwächen des Postmodernismus ebenso mittrug.
Er
schrieb also:
"Es gibt
keine ewigen Wahrheiten. Jede Philosophie ist ein Ausdruck ihrer und nur ihrer
Zeit,
und es
gibt nicht zwei Zeitalter, welche die gleichen philosophischen Intentionen
besäßen,sobald von wirklicher Philosophie und nicht von irgendwelchen akademischen
Belanglosigkeiten über Urteilsformen oder Gefühlskategorien die Rede sein soll. Der
Unterschied liegt nicht zwischen unsterblichen und vergänglichen Lehren, sondern zwischen
Lehren, welche eine Zeitlang oder niemals lebendig sind. S. 57"
Also der
Kulturrelativismus, der später von der Postmoderne so hervorgehoben wurde, er
zeigt sich auch in Spenglers
Werk schon, immerhin schrieb er das in Vorkriegsjahren zum 1. Weltkrieg.
Das
Problem ist, und auch des späteren Postmodernismus, das damit nur vereinzelte
Fragmente dieWirklichkeit darstellen, nichts Ganzes mehr.
Zu erkennen, das es sowohl relative Wahrheiten als auch absolute gibt, und das beide zur gleichen Zeit gültig sind, das ist den Postmodernen Philosophen und gleichsam Oswald Spengler versagt geblieben.
Es
bedurfte eben erst der weiten Schau eines Ken Wilber um hier mehr Sinn
reinzubringen.
von
onlineredakteur @ 01.09.11 - 10:38:01
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