Und noch
ein Zitat, welches Spenglers, wie ich meine, postmoderne Sichtweise,
beschreibt:
"Die
Grundzüge des Denkens, Lebens, Weltbewußtseins sind so verschieden wie die
Gesichtszüge
der einzelnen Menschen; auch in bezug darauf gibt es "Rassen" und
"Völker",und sie wissen so wenig darum, wie sie bemerken, ob "rot" oder "gelb" für andre dasselbe
oder etwas ganz andres ist; die gemeinsame Symbolik vor allem der Sprache nährt die
Illusion eines gleichartig angelegten Innenlebens und einer identischen Weltform. Die großen
Denker der einzelnen Kulturen sind hierin den Farbenblinden ähnlich, die ihren Zustand nicht
kennen und von denen einer über die Irrtümer des andern lächelt.
Und nun ziehe ich die Folgerung. Es gibt eine Vielzahl von Ursymbolen. Das Tiefenerlebnis,
durch das die Welt wird, durch das die Empfindung sich zur Welt dehnt, bedeutsam für die
Seele, der es angehört, und für sie allein, anders im Wachen, Träumen, Hinnehmen und
Beobachten, anders bei Kind und Greis, Städter und Bauer, Mann und Weib, verwirklicht und
zwar mit tiefster Notwendigkeit für jede hohe Kultur die Möglichkeit der Form, auf der ihr
gesamtes Dasein beruht. Alle Grundworte wie Masse, Substanz, Materie, Ding, Körper,
Ausdehnung und die Tausende in den Sprachen andrer Kulturen aufbewahrten Wortzeichen
entsprechender Art sind wahllose, vom Schicksal bestimmte Zeichen, welche aus der
unendlichen Fülle von Weltmöglichkeiten im Namen der einzelnen Kultur die einzig
bedeutende und deshalb notwendige herausheben. Keines ist in das Erleben und Erkennen
einer andern Kultur genau übertragbar. Keines dieser Urworte kehrt nochmals wieder. Die
Wahl des Ursymbols in jedem Augenblick, wo die Seele einer Kultur in ihrer Landschaft zum
Selbstbewußtsein erwacht, die für jeden, der Weltgeschichte so zu betrachten vermag, etwas
Erschütterndes hat, entscheidet alles. S. 232f."
Ja, recht
blumig und bedeutungsschwanger kommen die Sätze von Spengler daher.
Aber was
sich auch ableiten läßt, hier spricht ein Geist mit formal-operationalem
Bewußtsein.
Die
Fähigkeit, die Unterschiede verschiedener Kulturen zusammenzufassen, ist eine
Eigenschaft eines formal-operationalen
Bewußtseins.
Leider
verstrickt sich Spengler wiederum in Widersprüche, die er offenbar selber noch
nicht bewußt
wahrgenommen
hat.
Wenn die
verschiedenen Kulturen, oder auch Rassen oder Völker wie er es hier auch
bezeichnen mag, nichts von den
Grundzügen des eigenen Denkens wissen, wieso weiß er es? Ist er ein
Außerirdischer, einer der jenseits
aller Kulturen steht? Nein, natürlich nicht.
Vielmehr
lebt Spengler in einer Kultur in der der Bewußtseinsschwerpunkt sich zunehmend
imformal-operationalem Bereich sich verschiebt und dadurch sind die Angehörigen dieser Kultur in der Lage, Vergleiche zwischen verschiedenen Kulturen vorzunehmen und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.
Ich
verweise noch mal auf die Worte Spenglers: "Jede Kultur" hat sein
Ursymbol. Woher soll er das wissen, wenn jede
Kultur sooo andersartig ist, wie er sonst beschreibt. Also gibt es doch
Gemeinsamkeiten. Das sah Spengler
noch nicht und er erkannte nicht, das seine Kultur eine Höherentwicklung der
vorausgegangenen Kulturen
war, nämlich der antiken Kultur beispielsweise.
Natürlich
kann man sagen, das jede Kultur ein für sich eigenes Ursymbol enthält, aber
dann muß man das doch
etwas genauer beschreiben. Spengler will es mithilfe von Mathematik, dem
Verständnis von Raum und Zeit, von
Architektur und Musik, welches jede Kultur hat, beschreiben aber nichts von dem
erklärt, warum gerade das so wichtig für ein Ursymbol einer Kultur ist.
von onlineredakteur @ 10.10.11 - 17:17:14
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