Sonntag, 27. September 2015

Der Untergang des Abendlandes - Fortsetzung Teil 10 (2011)

Heute ein Zitat, welches zeigt, das der Herr Spengler immerhin eine kleine Unterscheidung zwischen Menschen vornimmt, wir sind eben doch nicht alle gleich. Was ja auch durchaus zutreffend ist. Das er sich damit am Ende auch selber etwas hofiert, war sicher nicht in seiner Absicht, aber man könnte es hineininterpretieren. :D

Hier das Zitat:

"Der alltägliche Mensch sämtlicher Kulturen bemerkt von der Physiognomie allen Werdens,
seines eignen und dessen der lebendigen Welt rings um sich, nur den unmittelbar greifbaren
Vordergrund. Die Summe seiner Erlebnisse, der inneren wie der äußeren, füllt als bloße
Reihenfolge von Tatsachen den Lauf seiner Tage. Erst der bedeutende Mensch fühlt hinter
dem volkstümlichen Zusammenhang der historisch-bewegten Oberfläche eine tiefe Logik des
Werdens, die in der Schicksalsidee hervortritt und die eben jene oberflächlichen
bedeutungsarmen Bildungen des Tages als zufällig erscheinen läßt. S. 180f."

Der Unterschied also zwischen alltäglichem Mensch und bedeutendem Mensch, das wird hier thematisiert.

Eigentlich nicht schwer zu verstehen.

Was man aber wieder bemerken darf, Herr Spengler - da haben sie mal wieder eine Universalie aufgestellt!

"Der alltägliche Mensch sämtlicher Kulturen" - ich glaube, das man das durchaus gelten lassen kann, auch wenn das noch ziemlich dünn ist an Beschreibung. Was man aber dazusagen muß, ist, das es eigentlich gegen Spenglers eigene Postulate verstößt wenn er sagt, das es nicht DIE Wahrheit gibt, nicht DIE Philosophie und nicht DIE Kultur usw. usf. Und wenn jede Kultur nur über ihre eigene Sicht sprechen kann, dann kann es Herr Spengler eigentlich nicht wissen, ob es in anderen Kulturen alltägliche Menschen gibt.

Das das möglich ist, haben die Forschungen gezeigt, die sich nun im integralen Denken zeigen. Die
menschliche Entwicklung geht ganz grob gesagt vom prärationalen zum rationalen und dann zum
transrationalen Bewußtsein. Und zwar in jeder Kultur, das ist die Tiefenstruktur, was damit an der Oberfläche gestaltet wird, ist offen, ohne Frage. Deshalb kann man, kann ich, Spengler verstehen, weil ich, wie jeder andere auch, der lesen und schreiben gelernt hat und dessen kognitive Entwicklungslinie entsprechend entwickelt ist, in der Lage bin, mich in andere Menschen hineinzuversetzen und zwar ohne, das ich deshalb konkret an jedem Ort der Welt sein muß. Das ist eine Fähigkeit des Rationalen. Und deshalb kann ich Verallgemeinerungen, Abstraktionen machen. Genau dasselbe tut auch Spengler.

Ja, und dann der zweite Punkt, wie schon anfangs angedeutet, der bedeutende Mensch erkennt die Logik unter der Oberfläche - na, wenn Spengler's Werk das nicht eigentlich auch vorhatte, dann weiß ich nicht. Ganz klar, man muß sich ja nicht selbst loben, aber indirekt würde es schon so sein.

Das soll aber nicht als Kritik verstanden sein. Das fiel mir nur dazu ein.

von onlineredakteur @ 27.09.11 - 21:22:52

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