Hier das
Zitat:
"Der
alltägliche Mensch sämtlicher Kulturen bemerkt von der Physiognomie allen
Werdens,
seines
eignen und dessen der lebendigen Welt rings um sich, nur den unmittelbar
greifbarenVordergrund. Die Summe seiner Erlebnisse, der inneren wie der äußeren, füllt als bloße
Reihenfolge von Tatsachen den Lauf seiner Tage. Erst der bedeutende Mensch fühlt hinter
dem volkstümlichen Zusammenhang der historisch-bewegten Oberfläche eine tiefe Logik des
Werdens, die in der Schicksalsidee hervortritt und die eben jene oberflächlichen
bedeutungsarmen Bildungen des Tages als zufällig erscheinen läßt. S. 180f."
Der
Unterschied also zwischen alltäglichem Mensch und bedeutendem Mensch, das wird
hier thematisiert.
Eigentlich
nicht schwer zu verstehen.
Was man
aber wieder bemerken darf, Herr Spengler - da haben sie mal wieder eine
Universalie aufgestellt!
"Der
alltägliche Mensch sämtlicher Kulturen" - ich glaube, das man das durchaus
gelten lassen kann, auch wenn das
noch ziemlich dünn ist an Beschreibung. Was man aber dazusagen muß, ist, das es
eigentlich gegen Spenglers
eigene Postulate verstößt wenn er sagt, das es nicht DIE Wahrheit gibt, nicht
DIE Philosophie und nicht DIE
Kultur usw. usf. Und wenn jede Kultur nur über ihre eigene Sicht sprechen kann,
dann kann es Herr Spengler
eigentlich nicht wissen, ob es in anderen Kulturen alltägliche Menschen gibt.
Das das
möglich ist, haben die Forschungen gezeigt, die sich nun im integralen Denken
zeigen. Die
menschliche
Entwicklung geht ganz grob gesagt vom prärationalen zum rationalen und dann zumtransrationalen Bewußtsein. Und zwar in jeder Kultur, das ist die Tiefenstruktur, was damit an der Oberfläche gestaltet wird, ist offen, ohne Frage. Deshalb kann man, kann ich, Spengler verstehen, weil ich, wie jeder andere auch, der lesen und schreiben gelernt hat und dessen kognitive Entwicklungslinie entsprechend entwickelt ist, in der Lage bin, mich in andere Menschen hineinzuversetzen und zwar ohne, das ich deshalb konkret an jedem Ort der Welt sein muß. Das ist eine Fähigkeit des Rationalen. Und deshalb kann ich Verallgemeinerungen, Abstraktionen machen. Genau dasselbe tut auch Spengler.
Ja, und
dann der zweite Punkt, wie schon anfangs angedeutet, der bedeutende Mensch
erkennt die Logik unter der
Oberfläche - na, wenn Spengler's Werk das nicht eigentlich auch vorhatte, dann
weiß ich nicht. Ganz klar, man muß
sich ja nicht selbst loben, aber indirekt würde es schon so sein.
Das soll
aber nicht als Kritik verstanden sein. Das fiel mir nur dazu ein.
von
onlineredakteur @ 27.09.11 - 21:22:52
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