Wissenschaft nicht nur das Erfassen objektiver Gegebenheiten ist und die sich gegen diese naive
Wissenschaftsgläubigkeit manch anderer sträubten bzw. nicht nur gegen die Naivitiät sondern auch gegen das Dogma der Wissenschaft, die zum Szientismus ausartete, also eine Wissenschaft der Wissenschaft willen und der Behauptung, wahr ist nur was objektiv erfassbar wäre.
Das sieht
dann in Spenglers Begrifflichkeiten so aus:
"Je
historischer man denken wollte, desto mehr vergaß man, wie hier nicht gedacht
werden
durfte.
Indem man das starre Schema einer räumlichen und zeitfeindlichen Beziehung,Ursache und Wirkung, gewaltsam auf Lebendiges anwandte, trug man in das sinnliche
Oberflächenbild des Geschehens die konstruktiven Linien des physikalischen Naturbildes ein,
und niemand fühlte - inmitten später, städtischer, an kausalen Denkzwang gewöhnter Geister
- die tiefe Absurdität einer Wissenschaft, welche ein organisches Werden durch methodisches
Mißverstehen als den Mechanismus eines Gewordnen begreifen wollte. S.198"
Spengler
wandte sich also gegen das vorherrschende Wissenschaftsparadigma.
Allerdings
ist seine Kritik wiederum äußerst unglücklich formuliert und manchmal auch
nicht richtig.
Zunächst
sei noch mal erinnert, das Spengler bei seiner Beschreibung der Entwicklung von
Kultur zu Zivilisation,
ein Bild entwirft, welches so mein Eindruck zeigen soll, das die Kultur
authentisches Leben bedeutet
während Zivilisation eher schon ein Rückschritt oder ein Verfall ist. Ohne das
das wirklich klar werden
würde, aber egal. Jedenfalls steht im Rahmen des Begriffs Zivilisation auch
Stadt, also die Stadt als Organisationseinheit
und Vergesellschaftungsform. Die Stadt ist schon ein Zeichen eines Herbstes
einer Kultur.
Deswegen diese pejorative Beschreibung von 'städtischem, an kausalem Denkzwang
gewöhnten Geister'.
Aber
wieder zurück zum Zitat. Also es ist wirklich ein ziemliches Durcheinander an
Wahrheiten und falschen Behauptungen,
so würde ich das sehen.
Die
Kritik an der einseitigen Ausrichtung der Wissenschaft wie sie sich seit der
Aufklärung entwickelte und deren
Behauptung, wahr ist nur das sinnlich fassbare, wobei man unter sinnlich meist
die 5 Sinne meinte, diese
Kritik ist durchaus berechtigt.
Wie aber
Spengler dies dann in seinen Theorie einflechtet ist nun im Grunde das andere
Extrem.
Wenn er
behauptet, so darf hier nicht gedachtet werden, macht er genau dasselbe
was er den Kritisierten vorwirft,
er schreibt vor, wie zu denken ist und schließt ein bestimmtes Denken aus. Und
das führt nur zu weiteren
Streits.
Integral
ist das alles ein ganz einfacher Sachverhalt. Die objektive Wissenschaft
beschäftigt sich mit den Dingen,
die äußerlich sind. Das ist o.k. Aber jedes außen hat ein Innen und das zu
negieren wäre unklug, tat aber die
Wissenschaft und die Kritik daran ist berechtigt und ich glaube, das wollte
Spengler auch damit ausdrücken.
Aber man
kann nicht im Umkehrschluß sagen, nur das Innere wäre das Wahre. Nein, Inneres
und Äußeres bedingen
sich, können aber nicht aufeinander zurückgeführt werden.
Wenn
Spengler schon so ein Goethe-Freund ist, dann hätte er den Spruch von Goethe:
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen,
denn was
innen, das ist außen...
mal berücksichtigen sollen. Aber zugegeben, zur damaligen
Zeit war das sicher schwer.
Desweiteren
ist diese Logik, das das Städtertum eine Art Degeneration wäre, völlig
unhaltbar. Gerade Städte waren der
Ausdruck eines neuen Bewußtseins, weil der Austausch von Menschen viel
einfacher möglich war.
Kausal zu
denken ist kein Denkzwang sondern völlig normal im rationalen Bewußtsein.
Ja,
soweit also zum Thema Objektive Wissenschaft.
von
onlineredakteur @ 30.09.11 - 18:42:05
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