Das Thema "Afghanistan-Einsatz" wurde vor der Wahl
heiß diskutiert, sicher war es auch ein Wahlkampfthema, wurde dementsprechend von den Medien
hochgepusht, aber auch nach der Wahl hat sich das Thema sicher nicht erledigt.
Hier nun meine Einschätzung inklusive meines eigenen
Standpunktes.
Der Afghanistan-Einsatz erfährt meine vollste Unterstützung.
Ich weiß, daß es andere gibt, die den Einsatz ablehnen,
einfach aus dem Glauben heraus, daß etwas, wo Mord und Totschlag stattfinden, nie gut sein kann.
Es gibt da eine Gemeinsamkeit zwischen mir und denen, die
den Einsatz ablehnen. Wir alle wollen FRIEDEN!
Der Unterschied besteht darin, daß wir uns im Weg nicht
einig sind, wie wir Frieden schaffen.
Und da bin ich der Überzeugung, daß dieser Weg, nämlich der
Einsatz von Militär in diesem Land der richtige Weg ist.
Ein Problem, was mir immer viel zu undifferenziert behandelt
wird, ist die Frage nach der Art des Einsatzes. Einige meinen es sei Krieg. Nun, das würde ich
noch nicht mal abstreiten aber jeder weiß doch auch, daß Krieg nicht gleich Krieg ist, oder?
Es gibt verschiedene Formen von Krieg, Angriffskriege,
Verteidigungskriege, Kalte Kriege usw.
Also sollten man doch mal genauer spezifizieren, um was für
einen Krieg es sich handelt.
Ich persönlich halte es, wenn schon, dann für einen
Verteidigungskrieg. Ja, das Argument, daß wir, d.h. die Erste Welt ihre Freiheit am Hindukusch verteidigt, hat
etwas, was mich überzeugt.
Vielleicht kann man es Guerilla-Krieg nennen, vielleicht muß
man auch eine neue Bezeichnung einführen, denn es geht hier auch um die Befriedung von
Terror-Extremisten.
Die deutschen Einsatztruppen wurden ja nicht zum Erobern da
hingeschickt, sondern um den Bewohnern im eigenen Land, den Afghanen einen Aufbau ihres Landes zu ermöglichen,
der ohne einen militärischen Schutz nicht möglich ist.
Warum ist das nicht möglich?
Und da kommen wir zu einem entscheidenden Punkt.
Auch hier spielt wieder die Entwicklung des Bewußtseins wie
sie im theoretischen Konzept von Ken Wilber entwickelt wurde, eine große Rolle.
Menschen sind unterschiedlich weit entwickelt.
Sie entwickeln sich in ihrem Verständnis von Empathie grob
gesagt von
- Egozentrik
- Ethnozentrik
- Weltzentrik
Die Taliban sind maximal ethnozentrisch, d.h. alles was einem Stamm
angehört, ist ihr Freund, alles andere sind Feinde.
Die Bundeswehr gehört einem
demokratischen Land an, einem Land, daß sich verpflichtet hat, alle Menschen gleich zu behandeln (siehe
Grundgesetz - Menschenwürde) - deshalb sind Bundeswehrsoldaten für mich weltzentrisch, alle Menschen dieser Erde
sind Freunde.
Und jetzt haben wir also die
Konstellation, daß die Taliban keineswegs alle Menschen als ihre Freunde betrachten sondern nur die,
die sie zu ihrem Clan, ihrem Stamm zugehörig betrachten.
Dieses Bewußtsein haben wir
übrigens alle noch in uns, es ist nicht so, daß wir damit nichts zu tun hätten, aber wir sind hier in der
ersten Welt nicht mehr ausschließlich damit identifiziert.
Das ist der kleine, aber feine
Unterschied.
Und deshalb werden Taliban,
besonders wenn sie mit fanatischen Ideen genährt werden, alle töten, die nicht zu ihresgleichen gehören.
Und dagegen muß man sich
wehren. Und das geht nur, wenn man die gleiche Sprache spricht, wie die Taliban, insbesondere die
Extremen.
Und das heißt halt, Waffengewalt. Man kann sich nicht dagegen
wehren indem man versucht mit liebgemeinten Reden die
Situation zu erklären.
Natürlich muß man immer
versuchen, die Hand offenzuhalten, damit auch Taliban immer eine Chance haben, sich weiterzuentwickeln.
Aber wie es so schön heißt,
wer nicht hören will muß fühlen.
Das ist der eine Punkt. Der
zweite Punkt ist das Problem
der Nato und
der Bundeswehr und derjenigen, die
dort sind.
Sie wissen ebenfalls nichts
von diesen Entwicklungen des Bewußtseins und glauben in guter Absicht, in Afghanistan eine Demokratie errichten zu können. Doch
Demokratie bedeutet auch eine hohe Form des Bewußtseins und man kann nicht
davon ausgehen, daß sehr viele Leute in Afghanistan soweit schon entwickelt sind.
Deshalb wäre hier zunächst
eine sanfte
Diktatur wirksamer,
eine Diktatur, die einen Alleinherrscher beinhaltet, der die
verschiedenen Warlords und Stammesfürsten des Landes in Schach halten kann und Einfluß nehmen kann und sei es
mit Gewalt.
Es braucht also schon etwas
Zeit um etwas erfolgreich aufzubauen.
Die andere Seite warum ich den
Einsatz rechtfertige ist, daß wir heute in einer globalen Welt leben, d.h. es kann nicht egal sein, was wo
anders auf der Welt=global passiert. Deshalb haben wir als die Vorreiter des Bewusstseins auch die
Verantwortung anderswo zu helfen, wenn es nötig ist. Das ist keine Einmischung
in die Souveränität anderer Staaten
einfach weil Afghanistan noch gar nicht wie ein Souverän agiert, insofern braucht es Entwicklungshilfe, damit dieses Land für seine
Menschen eine Zukunft aufbauen kann, die ohne Terrorismus auskommt.
Und zu dieser Globalisierung gehört natürlich auch, daß
auch Terroristen global agieren können. Das betrifft auch den Waffenhandel.
Insofern können wir uns nicht einfach in unser Schneckenhaus zurückziehen und meinen, wenn wir uns aus allem
heraushalten, wird uns nichts passieren. Wir werden von den globalen Erscheinungen genauso
betroffen sein, wie alle anderen Länder.
Ich habe über meinVZ der
dortigen Diskussion interessiert zugehört und ich fand die Einschätzungen der Bundeswehrsoldaten, die selber
dort vor Ort waren am realistischsten. Sie waren im Grunde stolz auf ihr Tun, eben weil es etwas mit
Aufbauhilfe zu tun hatte und nicht mit einem Krieg, in dem es darum gehen würde Menschen zu ermorden aufgrund
irgendeiner Ideologie.
von onlineredakteur @ 01.10.09
- 18:58:35
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