Sonntag, 27. September 2015

Der Untergang des Abendlandes - Fortsetzung Teil 9 (2011)

Heute folgt im Grunde nur eine Ergänzung zu einem Fakt, den ich schon in Teil 2 erwähnte.

Nämlich das Spengler meiner Meinung nach zu Unrecht dem euklidischen Dasein oder dem antiken
Griechenland einfacher ausgedrückt, unterstellt, sie hätten mit Absicht die Zeit ignoriert.

Hier so eine nicht zu haltende Textpassage:

"Hier wählte der antike Mensch aus tiefstem, unbewußtem Lebensgefühl heraus die
Totenverbrennung, einen Akt der Vernichtung, durch den er sein an das Jetzt und Hier
gebundenes euklidisches Dasein zu gewaltigem Ausdruck brachte. Er wollte keine
Geschichte, keine Dauer, weder Vergangenheit noch Zukunft, weder Sorge noch Auflösung,
und der zerstörte deshalb, was keine Gegenwart mehr besaß, den Leib eines Perikles und
Cäsar, Sophokles und Phidias. S. 175f."

Das Wörtchen 'wollte' ist schon im Original kursiv geschrieben. Es zeigt im übrigen auch die Schwäche von Spenglers Argumentation, denn um etwas vorwegzugreifen, auf späteren Seiten als es um den Willen ging, sprach er den Willen den antiken Griechen ab. Zumindest im Vergleich zur eigenen Moderne.

Schon das ist also ungenau, aber auch ohne diesen weiteren Fakt bleibe ich dabei, man kann nur etwas wollen oder nicht wollen, wenn man es kennt, da die Griechen im antiken Griechenland aber nicht diese großen Zeiträume kannten, weil sie dieses Zeitbewußtsein nicht hatten konnten sie es auch nicht ablehnen. Sie hatten keine Wahl sondern taten das, was aus ihrem Bewußtsein heraus möglich war und für richtig gehalten wurde.

Aber das der Grieche keine Geschichte wollte, das ist Projektion der eigenen Wünsche in das Denken anderer.

Damit hat sich Spengler doch zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Dabei spricht er ja zumindest am Anfang vom unbewußten Lebensgefühl, was man durchaus hätte gelten lassen können.

von onlineredakteur @ 25.09.11 - 21:26:31

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