Freitag, 24. April 2020

Precht hat nicht immer Recht

So sehr ich Richard David Precht für seine sonst recht anschaulichen Erklärungen schätze, so kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auch mal daneben liegt. Leider ist das immer bedauerlich bei solchen Leuten, die es eigentlich besser wissen könnten, aber aus welchen Gründen auch immer, da nicht die Tiefe haben um das zu sehen.

Hier in dem Interview zeigt Precht zwei Schwächen:

1.) Die Steuer auf Online-Händler

2.) Die Ansicht, der Mensch sei Teil der Natur

Zu 1.)

Schon relativ häufig hatte ich dieses Statement von Precht vernommen:

"Für die Stützung des Einzelhandels könnte man eine Online-Steuer für die großen, globalen Marktteilnehmer erheben. Amazon und die anderen Online-Handelsriesen sind die großen Gewinner der Corona-Krise. Wenn man deren Umsätze mit 25 Prozent besteuern würde, käme ein gigantischer Fonds zusammen, aus dem man den qualifizierten stationären Einzelhandel stützen und den Gastronomen unter die Arme greifen könnte. Ich war schon vor Corona für solch eine Steuer, um die Biodiversität des Marktes zu erhalten und die völlige Verödung unserer Klein- und Mittelstädte zu verhindern."
Für mich schwer verständlich warum Precht hier auf den Status Quo pocht. Er nennt es Biodiversität des Marktes erhalten, also mit anderen Worten, es soll so bleiben wie es früher mal war. Denn früher war ja bekanntlich alles besser. Das dies so gar nicht wirklich zukunftsfreudig ist, wie Precht sonst immer wirkt, scheint ihm nicht aufzufallen.
Und es scheint ihm die nötige Phantasie zu fehlen, die aus der Tatsache, dass der Einzelhandel nun mal nicht mehr das Bild der Innenstädte aufgrund neuer technologischer Entwicklungen bestimmt, resultieren, völlig neue Konzepte der Gestaltung von Innenstädten möglich wären. Warum soll etwas so bleiben wie es war? Das war noch nie so und wird es auch weiterhin nicht tun. Kulturelle Landschaften ändern sich und hier ist die Chance da, etwas neues aus den Innenstädten zu machen. Wie wäre es mit einem großen Begegnungszentrum welcher Art auch immer. Ein großer Spielplatz für Sport und Kunst und allem was dazugehört. Wir brauchen keine Einzelgeschäfte unbedingt. Nicht in der Masse und auch gar nicht so vereinzelt. Mobile Märkte mit Ständen für Einzelhänder wären auch völlig ausreichend und würden das Flair einer Stadt völlig neu beleben. Der Einzelhändler wird nicht per se aussterben aber seine Dominanz alter Prägung wird verschwinden.

Zu 2.)

Das ist das übliche Argument und früher hab ich dem auch angehangen. Heute nicht mehr. Denn es ist andersherum: Die Natur ist ein Teil des Menschen, und zwar ein grundlegender Teil des Menschen. Grundlegend heißt aber nicht bedeutungsvoller. Bedeutungsvoller ist der Mensch weil er über die Natur hinausgeht.


Dienstag, 7. April 2020