Sonntag, 31. Januar 2016

Scheitert Merkel, scheitert Europa!

So könnte man vielleicht treffend des Kanzlerin eigene, vor Jahren getätigte Formulierung "Scheitert der Euro, scheitert Europa" auf die momentane politische Situation ummünzen.

Und in der Tat konzentriert sich vieles auf die deutsche Bundeskanzlerin in den letzten Wochen und Monaten. Wieder einmal steht sie im Mittelpunkt der europäischen Staatengemeinschaft, wieder einmal warten und erwarten die anderen Staatsmänner- und frauen auf und von ihr eine Lösung für die aktuelle Krise in Sachen Flüchtlinge.
Das geht schon soweit, dass z.B. wie aktuell in einem Artikel der ZEIT zu lesen ist, der Baden-Württembergische Ministerpräsident Kretschmann, seines Zeichens Grünenpolitiker für Merkels Gesundheit betet, damit sie auch wirklich zur Stelle sein kann und die Probleme löst.
Schau an, da nimmt sogar ein Grünenpolitiker Zuflucht zu christlichen oder sagen wir allgemein spirituellen Ritualen damit Politik nicht scheitere. Könnte dies bereits ein Fingerzeig sein für die Wichtigkeit von Merkels Existenz als Lenk- und Leitfigur im europäischen Flüchtslingstrauma?
Immerhin befürchtet ebenjener Kretschmann bei einem Scheitern Merkelscher Flüchtlings-Willkommenspolitik epochale Katastrophen für Europa!!! Das sind dann schon ernstzunehmende Worte. Oder nur Wahlkampf-Rhetorik? 

Hier sei ein kleiner Nebenschwenk erlaubt. Bleiben wir doch kurz beim Thema Spiritualität. Hier geistern die Prophezeiungen der bulgarischen Seherin Baba Wanga durch die Presse. (Der Link zu N24 ist nur beispielhaft, ein Suchen bei Google lässt jede Menge weiterer Treffer zu.) Sie prophezeit für 2016 einen muslimischen Krieg in Europa, hervorgerufen durch den Einsatz chemischer Mittel. Europa soll leer sein und sich wenig später in ein muslimisches Kalifat verwandeln!

Bringt man diese beiden Fakten zusammen, kann man in der Tat etwas ins Schaudern geraten. Was ist los in Europa? Müssen wir wirklich Katastrophen erwarten wenn Merkel nicht mehr da ist / sein sollte?
Nun, einerseits lag auch die Seherin Baba Wanga nicht immer richtig, wie man aus den Artikeln erfährt, noch kann man andererseits behaupten, eine Lösung für die anstehende Krise wäre bereits in Sicht.

Konzentrieren wir uns auf die Fakten: Frau Merkels Popularität sinkt in der eigenen Bevölkerung nach aktuellen Umfragen rapide, genau wie auch innerhalb der europäischen Staaten eine allgemeine Fassungslosigkeit über den Kurs der deutschen Kanzlerin vorherrscht. 
In anderthalb Monaten sind drei Wahlen in Deutschland. Sollte dort die CDU rapide absinken wird dies weiteren Sprengstoff in sich bergen und das ohnehin schon in den eigenen Reihen angebrochene Image der Kanzlerin weiter beschädigen.
Schon zieren die Titelseiten der angesagten Medienblätter Sprüche wie "Ist Merkel noch zu retten" (Stern) oder "Die Einsame" (Spiegel).
Und wie dort erwähnt, bleibt der Kanzlerin nicht viel Zeit um in Sachen Flüchtlingskrise eine europäische Lösung zu präsentieren, für die sie so gerne eintritt.
Hinzu kommt eine steigende Sympathie der Bevölkerung zu rechtskonservativen Bewegungen in Deutschland (AFD) als auch in Europa (Le Pen / Frankreich - Ungarn / Polen, z.T. auch Dänemark und Schweden was die Flüchtlingspolitik angeht), die einer Radikalisierung von Meinungen und Ideologien einen fruchtbaren Nährboden gibt.

Desweiteren wird Europa von Russland torpediert. Die letzten Vorkommnisse im Fall des angeblich vergewaltigen Mädchens Lisa in Berlin zeigen, wie eine relativ unpolitische Tat zu einem Politikum von seiten Moskaus hochstilisiert wurde, das man sich Wundern muß, woher dieses Interesse kommt. Wie Experten meinen, ist dies eine Strategie Putins um den Westen und damit Europa und den europäischen Gedanken zu schwächen. Klar, Russland wird sanktioniert seitens der EU. Leider sieht Putin wohl die Lösung in einem Provozieren eines Konflikts statt in einem gemeinsamen Verhandeln.

Nehmen wir also diese Gemengenlage als faktisch gegeben an und überlegen nun, was es bedeutet wenn Frau Merkel scheitern sollte und sie ihren Rücktritt bekannt gibt auf den einige schon wetten, dann kann man sehr wohl zu der Auffassung kommen wie es die Überschrift des Artikels schon ausgibt.

Es gibt kein festgesetztes Szenario was dann passieren würde. Es ist alles möglich. Im Moment aber sieht man eher die Kräfte am Werk, die regressiv und zerstörerisch sind. Das gilt für die angesprochenen rechtspopulistischen Bewegungen, das gilt für Russland, das gilt aber auch und besonders für einen Teil der im Flüchtlingsstrom mitschwimmenden Migranten!
Noch kann ich mir zwar kein Szenario vorstellen, in dem durch einen muslimischen Angriff Chemiewaffen im großen Stil eingesetzt würden, wie es aus den Prophezeiungen von Baba Wanga hervorgeht aber eine latente Gefahr, dass die ohnehin brüchige europäische Solidarität vollends den Bach heruntergeht und es zu chaotischen Szenen in Politik und Gesellschaft kommen wird, diese Gefahr müssen wir ernst nehmen nach all dem gesagten.

Mittwoch, 27. Januar 2016

Radikal dank Facebook

Ein interessanter Artikel weil er auf ein interessantes Phänomen in der digitalen Welt und dessen Informationsgewinnung und Verarbeitung durch User hinweist erschien gestern auf Spiegel-Online:
 
 
Ausgehend von der Tatsache, dass Informationen auf Facebook so gefiltert werden, dass der User im Grunde solche Informationen eher sieht als andere, die seinen Interessen und darunter fallen auch politische Ansichten, mehr entsprechen als andere, wird geschlussfolgert, das ein Grund für die derzeitige Aufheizung des gesellschaftlichen Klimas, bedingt durch die Krisen unserer Zeit, aktuell Flüchtlingskrise, aber auch Eurokrise usw. darin liegen, dass User auf Facebook die dort erhältlichen Informationen so empfangen und verarbeiten, das sie sein Weltbild verfestigen und zementieren. Und da Facebook über keine Überwachungsstandards verfügt, die von vornherein Nachrichten filtert nach journalistischen Qualitätsmerkmalen, also z.B. nur solche Artikel für die Öffentlichkeit zulässt, die auch mit Fakten und Zahlen belegbar sind, ist Facebook ein willkommener Ort für alle möglichen Theorien und Gedankengebäude, die nicht selten abgleiten in radikale Ansichten über Politik, Journalismus und Wissenschaft.
 
Zunächst ist positiv zu bewerten, das man sich bewusst ist, dass Facebook durch seine für den Normal-User nicht einsehbaren Algorithmen, eine bestimmte öffentliche Meinung generiert, die, wenn sie oft genug wiederholt wird an einer selbst suggerierten Wirklichkeit zunimmt.
Ich selber bin z.B. sehr an der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (kurz BGE) interessiert, habe entsprechende Seiten und Freunde, die sich ebenfalls dafür stark machen. In der Folge passiert es nun, dass ich sehr viele POSITIVE Meinungen über das BGE über Facebook erhalte. Verfestigt sich dies zu einem kontinuierlichem Strom kann man selbst schnell zu der Überzeugung gelangen, das BGE sei bereits in der Gesellschaft willkommen und es würde kurz vor der Einführung stehen. Gegenläufige Meinungen zum BGE kommen eher selten über Facebook bei mir an. Doch würde genau das ein breiteres Spektrum der Wirklichkeit offerieren und den Geist wacher halten, dass es keineswegs so vollkommen positiv und wohlbesetzt in der Gesellschaft angenommen wird, wie man es selbst wahrnimmt. Solange man sich darüber bewußt ist, kann man damit leben.
 
Und hier kommen wir zu dem Punkt, den ich im Artikel etwas kritisieren würde:
 
Und zwar nennt der Autor drei Gründe für das wahrnehmen einer neuen Hass- und Gewaltkultur:
 
Die erste erscheint ziemlich unwahrscheinlich: All die Menschen, die sich plötzlich so ängstlich bis brutal über Flüchtlinge äußern, haben selbst schon schlimme Erfahrungen mit Migranten gemacht.

Die zweite geht ungefähr so: Es gab schon immer so viel rechtes Potenzial, ausländerfeindliches Ressentiment, so viel Aggression und Dummheit in der deutschen Bevölkerung - aber jetzt wird all das, Facebook sei Dank, erstmals für alle sichtbar.

Die dritte mögliche Erklärung ist komplizierter und weit beunruhigender. In Kurzform lautet sie so: Es erscheint nicht nur so, als ob derzeit immer mehr Menschen immer radikalere Positionen vertreten - es ist tatsächlich so. Das Netz radikalisiert manche Menschen.
Mal abgesehen davon, das jetzt nicht ganz klar ist, warum gerade diese drei Gründe wesentlich sein sollen, ich aber damit erst mal leben kann, und wie der Autor auch, den ersten Grund für sehr unwahrscheinlich halte, finde ich, das die zwei anderen Gründe sich nicht als zwei verschiedene Gründe, die sich gegenseitig ausschließen lassen würden, betrachte, sondern dass ich meine, das der zweite Grund gemeinsam mit dem dritten Grund dieses Phänomen ermöglicht.
 
Der zweite Grund ist eigentlich der Grund, der den meisten wahrscheinlich nicht bewusst ist. Ich aber mit dem integralen Hintergrund der Entwicklung des Bewusstseins durch verschiedene Bewusstseinsstadien sehr wohl in dem Bewusstsein lebe, dass die Mehrheit der Bevölkerung aufgrund des noch nicht so weit entwickelten Bewusstseins eben ein latentes Ressentiment gegenüber Ausländern, im Grunde gegenüber dem Fremden allgemein hat, Gespräche in aggressiverer Form führt und im Grunde eine gewisse Dummheit an den Tag legt.
Das ist eigentlich überhaupt nichts besonderes sondern in jeder Gesellschaft so. Das liegt eben daran, das jeder Mensch in seiner Entwicklung bei Null beginnt und sich durch die verschiedenen Bewusstseinsebenen hindurcharbeiten muss. Es kann aber sein und das ist halt bei vielen so, dass sie in der Entwicklung einfach stehen bleiben weil sie nicht mehr die Energie haben um weiter zu gehen. Das ist normal und nicht weiter verwerflich.
 
Nun findet man in der digitalen Welt in Form des sozialen Mediums Facebook eine Oberfläche, die eben genau nicht unterscheidet zwischen verschiedenen Bewusstseinsformen und deshalb hier, wie der Autor auch unbeabsichtigt aber richtig erwähnt, keine Zensur der journalistischen Qualität stattfindet. Jeder kann alles posten, was ihm einfällt.
Das, was nämlich einer qualitativ wertvollen journalistischen Arbeit zugrunde liegt, ist ein entwickelteres Bewusstsein, welches sich im Geiste der Aufklärung dazu verpflichtet, die veröffentlichten Nachrichten auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen, also schlicht und ergreifend Quellenüberprüfung und Nachweise. Die grundlegenden Methoden wissenschaftlichen Arbeitens. Wissenschaftliches Arbeiten setzt eine gewisse Bewusstseinsentwicklung voraus, die über das, was man Alltagsbewusstsein nennt, hinausgeht.
Und es ist völlig klar, dass es immer weniger Menschen geben wird, die sich einer wissenschaftlichen Arbeitsweise unterziehen als die, die es nicht tun, weil es eben eine Entwicklung des Bewußtseins voraussetzt, die nicht jeder bereit oder in der Lage ist, anzugehen.
 
Insofern werden die bereits schon vorhandenen Ressentiments, die es auch ohne Facebook schon gab, hier jetzt nur bestätigt aber auch, und da gebe ich dem Autor recht, auch verstärkt! Insofern ist es richtig, das Facebook hier dazu führt, das sich gerade solche primitiven Auseinandersetzungen wie sog. Shitstorms usw. dahingehend negativ auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken weil sie eben der Dummheit oder sagen wir besser primitiveren Ein-bzw. Ansichten mehr Raum gibt und sie zu einer Betrachtung der Wirklichkeit erhöht, die ihr eigentlich nicht zusteht.
 
Dieses Problem zu lösen, fordert auch Facebook heraus!

Montag, 25. Januar 2016

Der arabische Mann

Neulich erschien ein interessanter Artikel in der ZEIT (im Grunde ist ZEIT generell ein sehr lesenswertes Medium - was ich mal so am Rande erwähnen möchte) mit dem Titel:

"Wer ist der arabische Mann?" von Bernd Ulrich (Link zum Artikel)

Hintergrund waren natürlich die Vorfälle zu Silvester in Köln am Hauptbahnhof und andernorts und thematisch bezog sich die Frage mehr auf den Punkt Sexismus.
Das fand ich interessant, denn ich glaub zum Verständnis des arabischen Mannes wird man das Thema Sexualität nicht ausblenden können, im Gegenteil es ist unabdingbar hier genau hin zu schauen.

Insofern war ich gespannt, was der Autor dazu sagen wird.

Insgesamt gesehen fand ich den Artikel schon mal sehr gelungen, nur der Anfang und das Ende fand ich etwas schwach. Ich will jetzt nicht alles bis ins kleinste auseinandernehmen aber ein Punkt, der mich gleich am Beginn des Artikels bewegte, möchte ich gleich mal herausgreifen.

Die Schwierigkeit in Kategorien zu denken und Verallgemeinerungen durchzuführen wurde da sehr deutlich als der Autor mit den Worten begann:

"Kann man über 'den' arabischen Mann schreiben? Eigentlich nicht, denn es gibt ihn so wenig, wie es 'den' deutschen Mann gibt. Mehr noch: Der Araber, der Muslim, der Muselman – das sind Klischees, die von jenem kolonialen Blick zeugen, der tief in der westlichen Kultur verankert ist. Um vor sich selbst zu rechtfertigen, dass man in Arabien wieder und wieder einmarschieren und mit der dortigen Bevölkerung nach Belieben umspringen darf, wurden die Araber als minderwertig, wild, verschlagen, aggressiv, geil und undiszipliniert dargestellt. Darum ist einiges Selbstmisstrauen angebracht, wenn 'wir' über 'die' zu sprechen beginnen."
Ein Gemisch aus Wahrheit und falsch verstandener Detailiertheit macht sich ein wenig breit. Und ich denke, das ist kein Einzelfall.

Meine Meinung: Selbstverständlich kann man über DEN arabischen Mann sprechen, genauso wie man über DEN deutschen Mann sprechen kann usw. 
Das Mißtrauen, welches der Autor hat, mit Verweis auf die Geschichte und dem kolonialen Blick ist zwar gut und richtig, heißt aber nicht, dass wir nicht in großen Kategorien denken dürfen bzw. sollen sondern das wir große Kategorien eben besser als solche kennzeichnen müssen und uns darüber bewußt sind! Nur weil es früher durch Pauschalisierungen zu Abwertungen ganzer Menschen und Ethnien kam, bedeutet dies nicht, das Pauschalisierungen und Verallgemeinerungen an sich falsch wären, sondern es ist die Frage, was man wie verallgemeinert.
Denn, und das ist das für mich entscheidende, wir tun alle im Grunde genau das, was dem Autor so skeptisch erscheint, nämlich in Kategorien zu denken. Ja, mehr noch, auch der Autor macht das und nur eine falsch empfundene Angst vor Verallgemeinerungen hindert ihn daran, dies auch zuzugeben. Und was mit Angst besetzt ist, kann nie wirklich sinnvoll sein.

Dabei ist, wenn man sich Artikel über welches Thema auch immer nimmt, eine gewisse Kategorisierung immer dabei. Ob ich über VW rede, die USA, den NSU oder Atomkraft, immer generalisiere ich verschiedenste kleinere Einheiten zu größeren zusammen um nicht jedes Detail zu erwähnen weil es für die Argumentation nicht entscheidend ist.

Das ist im Grunde so, wie wenn ich von weitem aus dem Weltall auf die Erde mit bloßem Auge blicken würde. Ich würde über DIE Erde sprechen, niemand würde das anzweifeln. Dennoch sehe ich nicht die kleineren Details, z.B. meine Straße, wo ich wohne. Dazu bräuche ich dann Hilfsmittel, aber mit dem bloßen Auge würde ich sie nicht sehen. Doch würde niemand ernsthaft behaupten, das, nur weil ich aus großer Entfernung die Straße nicht sehe, sie nicht existieren würde, richtig?!

Wenn man das nun überträgt auf Argumentationen über Dinge, die man jetzt nicht einfach anfassen kann, wie z.B. über solche kulturelle Kategorien wie "DER" arabische Mann usw. dann muß man selbstverständlich sich im klaren sein, dass man mit solchen Kategorisierungen bestimmte Feinheiten weglässt, sie übersieht wie auch immer. D.h. aber nicht, das man sie nicht im Bedarfsfall mit in seine Argumentation hinzunehmen kann.
Wenn ich aber etwas klar herausstellen möchte, dann bieten sich Verallgemeinerungen an. Das Einzige was hier wichtig ist, sind natürlich die Begründungen, woher sich diese Verallgemeinerungen herleiten lassen. Man muß es begründen können, wenn man "DEN" arabischen Mann mit der und der Eigenschaft belegt. Und diese Begründungen müssen einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. 

Dann kann man das sehr wohl tun. 

Ich finde es jedenfalls bedenklich, wenn man beginnt sich im Klein Klein zu verlieren. Genau das ist dann ein Verlust der Übersicht über das große Ganze und wenn Journalisten keinen Überblick haben dann verstehen sie die großen Zusammenhänge nicht und das wäre fatal.
Es wäre auch der Beginn von Lügen, denn wie ich schon erwähnte, wir sprechen ständig in Kategorien, also sollte man auch dazu stehen.
Andersherum ist auch keine sinnvolle Kommunikation möglich, denn ich kann meine Beispiele genauso wie der Autor es mit dem Zweifel an der Kategorisierung zum arabischen Mann versuchte alle zerreden in dem ich frage: "Gibt es VW als Marke eigentlich" "Gibt es DIE USA eigentlich" usw. und ich werde dann immer ein Nein produzieren können weil ich dann auf kleinere Einheiten rekurriere. Ich könnte z.b. sagen, wenn man genauer hinschaut, werden bei VW dieselben Motoren wie bei Firma XY hergestellt usw. Wozu das führt ist eben dann ein Abschweifen ins Detail und ein Verlust des Überblickes über das große Ganze.

Dienstag, 19. Januar 2016

Hart aber fair - Medien - wie beeinflusst wer wen

Gestern (18.01.) auf ARD die Sendung "Hart aber fair" - durchaus spannend und selbstkritisch, denn das Thema waren die Medien selber. Wie stellen Radio, Fernsehen, Presse das Thema Flüchtlinge dar und wie kommt es, das es einen nicht unerheblichen Teil an Menschen in der Bevölkerung gibt, die die Medien als "Lügenpresse" bezeichnen.

Im großen und ganzen sehr gelungen weil die Gesprächsteilnehmer auch relativ sachlich am Thema blieben. Für mich am herausragendsten war Claus Strunz, den kannte ich bis vor kurzem gar nicht so wirklich, erst durch sein energisches Auftreten bei einer Sat1-Frühstücks-Sendung vor ein paar Tagen, wo es natürlich auch um die Vorfälle um Köln und die allgmeine Flüchtlingsproblematik ging, fiel er mir auf weil er von "Waschlappenmentalität" sprach in Bezug auf die Aufarbeitung der Vorfälle von Köln. Auch das wurde noch mal in der Sendung thematisiert und wieder hat Claus Strunz für meine Begriffe hervorragend auf den Punkt gebracht indem er darauf hinwies, das die Gesellschaft, das gutbürgerliche Milieu ein Stück weit auf dem linken Auge blind ist. Weil, wie er schön ausdrückte es offenbar in linkem Milieu nicht vorstellbar ist, dass ein notleidender Flüchtling trotzdem kein Engel ist sondern kriminell sein kann. Das war treffend formuliert.

Man könnte allerdings noch hinzufügen, dass neben der Blindheit auf dem linken Auge die deutsche gutbürgerliche Gesellschaft auf dem rechten Auge gelähmt ist, möglicherweise bedingt durch die eigene Geschichte, die eben nun mal die Deutschen als Tätervolk hinstellt, aus der heraus aber nun die neuere Geschichte so interpretiert wird als ob wir Deutschen nun gar nichts mehr zu sagen hätten und uns möglichst aus den Krisen andernorts raushalten sollten oder wenn dann nur in ziviler Form niemals militärisch. Zumal Deutschland trotz allem genau in diese Führungsposition wieder geraten ist obwohl es niemand laut als Ziel formuliert hätte. Was schon ein interessantes Phänomen an sich ist.
Aber wenn man zuviel auf Kuschelkurs geht, dann können Thematiken, die die Flüchtlingsproblematik betreffen schnell übersehen werden.

Interessanterweise ist genau die Frau Reschke hier wirklich die schwächste Rednerin gewesen, sieht man mal von Sebastian Krumbiegel ab, aber er ist jetzt kein Journalist oder Politiker und kann da ohnehin nicht tiefer mitreden.
Aber wie Frau Reschke sich immer wieder auf die AFD einschießen wollte und Herrn Gauland im Grunde als "Idioten" oder sagen wir zumindest "Menschenverachter" darstellen wollte, das war so offenkundig, das man merkte, hier hat man bei Frau Reschke einen wunden Punkt getroffen, den sie aber selber offensichtlich noch nicht erkannt hatte.
Denn sie macht den gleichen Fehler, den sie anderen vorwirft indem sie pauschalisiert: AFD = Pegida = Nazis. Genau, das, was sie anderen vorwirft, nämlich unzulässig zu verallgemeinern wenn Leute sagen: Moslem = kriminell usw. das macht sie selber auch.
Schön ist diese Denke aufgefallen, als sie Herrn Gauland mit einer gewissen Frau Festinger in Verbindung brachte. Und es war sooo wunderbar von Herrn Gauland wie er völlig unaufgeregt und deutlich in den Worten herausstellte, das er weder bei jeder Pegida-Demo teilnimmt, noch das Frau Festinger Mitglied in der AFD ist. Da hat sich Frau Reschke aber so was von ein Eigentor geschossen, das war absoluter Volltreffer.

Und das Frau Reschke eben noch nicht tiefgründig das Thema: 'Wie stellen Medien die Thematik Flüchtlinge dar' erfasst hat, zeigte sich daran, dass sie auf die Frage, warum in den Medien sehr oft bei Reportagen zum Thema Flüchtlinge Kinder mit großen Kulleraugen und Familien gezeigt werden obwohl es mehrheitlich Männer zwischen 16 - 35 sind, die als Flüchtlinge hierherkommen, keine Antwort hatte. Aber genau das ist so ein Punkt, der ganz ganz wichtig ist. Die Reflexion über die Bilder, die man ausstrahlt, auch das ist kritischer Journalismus. Den Bilder erzeugen eine gewisse Realität oder wollen sie erzeugen. Und genau hier ist es eben ein Disverhältnis zwischen der von Medien gezeigten Realität und der von manchen Menschen wahrgenommen Realität, die Flüchtlinge nicht immer nur als friedliche Menschen erleben.
Genau das hat Claus Strunz klar erkannt und es war auch ein gut gewähltes Beispiel von den Kollegen vom WDR. Sehr gut gemacht!

In diesem Zusammenhang möchte ich vielleicht auch noch einen interessanten Fakt hervorheben, der mir aufgefallen ist. Zum Beispiel die Sitzordnung der 5 Diskutanten. Das scheint kein Zufall zu sein, sondern wird sicherlich von den Meinungen, der einzelnen Teilnehmer gespeist. Es ist jedenfalls auffällig, das ein Herr Gauland von sich aus gesehen eben genau ganz rechts sitzt wie er und seine AFD auch im politischen Spektrum wahrgenommen werden. Und das war im übrigen bei einer der letzten Hart aber fair-Sendungen ebenfalls so, als Frau Petry anwesend war. Auch sie wurde nach ganz rechts gesetzt, natürlich vom Zuschauer aus gesehen war es links. Aber ist das Zufall? Ganz bestimmt nicht. Auch so etwas spielt vielleicht nur im Unterbewußten eine Rolle, es offenzulegen und bewußt zu machen ist vielleicht ein wichtiger Schritt in Sachen Selbsterkenntnis.