Sonntag, 27. September 2015

Der Untergang des Abendlandes - Fortsetzung 2 (2011)

Hallo,

und wieder ein paar Anmerkungen zum großen Werk, mittlerweile hab ich über 300 Seiten gelesen und kann mir ein paar mehr Vorstellungen machen - oder auch nicht! ;-)

Denn etwas, was ich negativ bemerken muß, ist die Schreibweise von Spengler. Da sind sehr viele lange Sätze, verschachtelte Sätze drin, da sind sehr viele Sprünge drin, sehr viele pauschale Behauptungen ohne diese wirklich zu begründen. Das macht das Lesen nicht unbedingt zum Vergnügen.

Aber interessant ist natürlich auch, die Art und Weise wie Spengler schreibt, als zur damaligen Zeit passend zu finden. Es hat alles etwas sehr autoritäres, da ist nicht so viel Freude im Ausdruck, da ist sehr viel Ernst, manchmal auch etwas heroisches dabei, wenn Spengler von der antiken Seele spricht oder ähnlichem und etwa schreibt:

"Diese reine Gegenwart, deren größtes Symbol die dorische Säule ist, stellt in der Tat eine
Verneinung der Zeit (der Richtung)dar. Für Herodot und Sophokles wie für Thermistokles
und für einen römischen Konsul verflüchtigt sich die Vergangenheit alsbald in einen zeitlos
ruhenden Eindruck von polarer, nicht periodischer Struktur - denn das ist der letzte Sinn
durchgeistigter Mythenbildung-, während sie für unser Weltgefühl und inneres Auge ein
periodisch klar gegliederter, zielvoll gerichteter Organismus von Jahrhunderten oder
Jahrtausenden ist.Dieser Hintergrund aber gibt dem Leben, dem antiken wie dem
abendländischen, erst seine besondere Farbe. Was der Grieche Kosmos nannte, war das Bild
einer Welt, die nicht wird sondern ist. Folglich war der Grieche selbst ein Mensch, der
niemals wurde, sondern immer war.S. 12"

Welch heroisches Gefühl!

Aber leider etwas verfehlt! Was Spengler wie ich denke, ganz richtig erkannte, ist, das im antiken
Griechenland, das Zeitverständnis ein sagen wir zunächst anderes war, als wir es hier in der Neuzeit haben.

Aber man kann die Zeit nicht verneinen, wenn man gar nicht weiß, was sie ist. Also wenn ich nicht weiß, wie wir hier im Abendland Zeit benutzen, was sie bedeutet, dann kann ich das auch nicht verneinen. Ich muß die Zeit erst richtig kennen um dann sagen zu können, das will ich nicht.

Und das konnten die Griechen nicht, denn die Antike war VOR der Neuzeit, hier zeigt sich eben die
Problemlage, wenn Spengler diese zeitliche Abfolge ignoriert. So projiziert er sein Wunschdenken in das antike Dasein und das ist ein Fehler, den man korrigieren muß.

Und solche Aussagen kommen oft in seinem Werk vor: Die faustische Seele macht dies was die antike (oder wie er oft sagt apollinische) Seele verneint. Ist natürlich Unsinn. Die Neuzeit baut auf der Antike auf, sie erschafft neues indem sie auf dem Alten aufbaut und es transzendiert.

Dies also als weitere Bemerkung für Heute.

von onlineredakteur @ 03.09.11 - 11:53:43

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