und
wieder ein paar Anmerkungen zum großen Werk, mittlerweile hab ich über 300
Seiten gelesen und kann mir ein
paar mehr Vorstellungen machen - oder auch nicht! ;-)
Denn
etwas, was ich negativ bemerken muß, ist die Schreibweise von Spengler. Da sind
sehr viele lange Sätze,
verschachtelte Sätze drin, da sind sehr viele Sprünge drin, sehr viele
pauschale Behauptungen ohne diese
wirklich zu begründen. Das macht das Lesen nicht unbedingt zum Vergnügen.
Aber interessant
ist natürlich auch, die Art und Weise wie Spengler schreibt, als zur damaligen
Zeit passend zu
finden. Es hat alles etwas sehr autoritäres, da ist nicht so viel Freude im
Ausdruck, da ist sehr viel Ernst, manchmal
auch etwas heroisches dabei, wenn Spengler von der antiken Seele spricht oder
ähnlichem und etwa
schreibt:
"Diese
reine Gegenwart, deren größtes Symbol die dorische Säule ist, stellt in der Tat
eine
Verneinung
der Zeit (der
Richtung)dar. Für Herodot und Sophokles wie für Thermistoklesund für einen römischen Konsul verflüchtigt sich die Vergangenheit alsbald in einen zeitlos
ruhenden Eindruck von polarer, nicht periodischer Struktur - denn das ist der letzte Sinn
durchgeistigter Mythenbildung-, während sie für unser Weltgefühl und inneres Auge ein
periodisch klar gegliederter, zielvoll gerichteter Organismus von Jahrhunderten oder
Jahrtausenden ist.Dieser Hintergrund aber gibt dem Leben, dem antiken wie dem
abendländischen, erst seine besondere Farbe. Was der Grieche Kosmos nannte, war das Bild
einer Welt, die nicht wird sondern ist. Folglich war der Grieche selbst ein Mensch, der
niemals wurde, sondern immer war.S. 12"
Welch
heroisches Gefühl!
Aber
leider etwas verfehlt! Was Spengler wie ich denke, ganz richtig erkannte, ist,
das im antiken
Griechenland,
das Zeitverständnis ein sagen wir zunächst anderes war, als wir es hier in der
Neuzeit haben.
Aber man
kann die Zeit nicht verneinen, wenn man gar nicht weiß, was sie ist. Also wenn
ich nicht weiß, wie wir hier
im Abendland Zeit benutzen, was sie bedeutet, dann kann ich das auch nicht
verneinen. Ich muß die Zeit erst
richtig kennen um dann sagen zu können, das will ich nicht.
Und das
konnten die Griechen nicht, denn die Antike war VOR der Neuzeit, hier zeigt
sich eben die
Problemlage,
wenn Spengler diese zeitliche Abfolge ignoriert. So projiziert er sein
Wunschdenken in das antike
Dasein und das ist ein Fehler, den man korrigieren muß.
Und
solche Aussagen kommen oft in seinem Werk vor: Die faustische Seele macht dies
was die antike (oder wie er
oft sagt apollinische) Seele verneint. Ist natürlich Unsinn. Die Neuzeit baut
auf der Antike auf, sie erschafft
neues indem sie auf dem Alten aufbaut und es transzendiert.
Dies also
als weitere Bemerkung für Heute.
von
onlineredakteur @ 03.09.11 - 11:53:43
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