Sonntag, 27. September 2015

Der Untergang des Abendlandes - Fortsetzung Teil 12 (2011)

Ein großer Satz von Spengler:

Natur ist eine Funktion der jeweiligen Kultur.

Was er damit sagen wollte, ist, das die Natur, nicht so wie sie scheinbar einem erscheint, ist, sondern das das Bild was die Menschen von der Natur haben, geprägt ist von vielen Hintergrundkontexten, in die der Mensch durch seine Kultur eingebettet ist und somit "DIE" Natur eher eine Illusion ist.

Wenn wir das erweitern und sagen, das die Kultur eine Funktion des Bewußtseins ist, dann wird erst ein richtig runder Schuh draus. :D

Auf jeden Fall hat Spengler damit wichtige Erkenntnisse der Postmoderne, die erst später durch Foucault und Derrida herausgearbeitet wurden, schon vorweggenommen.

Das ist also schon mal wirklich großes Kino, zumal man ja die damalige Zeit nicht vergessen darf. Das war eine echte geistige Pioniertat, wie ich meine.

Nur hat Spengler das leider etwas zu sehr mit anderen nichthaltbaren Hypothesen vermischt.

Das Zitat in seinem Gesamtkontext lautet so:

"Jeder Künstler hat noch "die" Natur durch Farbe und Linie wiedergegeben. Jeder Physiker,
der griechische, arabische, deutsche hat "die" Natur in letzte Elemente zergliedert - warum
fanden sie nicht alle dasselbe? Weil jeder seine eigene Natur hat, obwohl jeder sie mit einer
Naivität, die seine Lebensanschauung rettet, die ihn rettet, mit allen andern gemein zu haben
glaubt. "Natur" ist ein Besitz, der durch und durch mit persönlichstem Gehalt gesättigt ist.
Natur ist eine Funktion der jeweiligen Kultur. S. 219"

Also was ein wenig durchklingt ist, als ob der Künstler noch die echte Natur erkannt hätte und Physiker dann eher eine nicht wirkliche Natur beschrieben hätten.

Das wurde ja bereits im letzten Beitrag kurz angesprochen. Diese Tendenz, von der Kultur zur Zivilisation in der irgendwie alles schlechter wird bzw. der Verfall einer Kultur bereits beginnt.

Dabei sind dies einfach zwei unterschiedliche Zugänge zur Natur. Der Künstler sucht das Schöne und das Kriterium dafür ist Wahrhaftigkeit und der Physiker sucht das Wahre und das Kriterium hierfür ist Wahrheit.

Beide haben einen unterschiedlichen Zugang zur Natur aber keiner ist irgendwie besser oder schlechter, es sind, wenn man es integral ausdrückt nur Innen und Außen, der Innere Quadrant mit dem subjektiven Suchen nach Schönheit und der äußere Quadrant mit dem objektiven Suchen nach Wahrheit. Beides gehört zusammen und kann doch nicht aufeinander reduziert werden.

von onlineredakteur @ 02.10.11 - 21:15:51

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