Wie
legitimiere ich meine Aussagen, wenn ich universelles behaupte, und
gleichzeitig meine, das jede Kultur nur ihre
eigene Wahrheit hat!
Ich
glaube, das Spengler etwas von dieser Schwierigkeit geahnt hat, aber
letztendlich diese Frage nicht beantworten
konnte.
Also noch
einmal: Spengler möchte ja selber die Geschichte betrachten als eine Geschichte
von Organismen.
Durchaus
machbar.
Aber wie
bringt er das zusammen mit seiner eigenen Aussage, das jede Kultur ihre eigenen
Wahrheiten hat.
Denn wenn
jede Kultur ihre eigene Wahrheit hat, wie kann ich dann sagen, das die fremde
Kultur, in
Spengler's
Fall alle Kulturen außer seiner eigenen, der europäischen, nach diesem Prinzip
von Kindheit, Jugend
und Alter funktionieren?
Also muß
er doch etwas universelles voraussetzen, im Grunde kann er das auch, aber er
verleugnet es.
Er
schreibt etwas seltsam anmutend:
"Die
Morphologie der Weltgeschichte wird notwendig zu einer universellen Symbolik.
Damit
fällt auch der Anspruch des höheren Denkens, allgemeine und ewige Wahrheiten zubesitzen. Wahrheiten gibt es nur in bezug auf ein bestimmtes Menschentum. Meine
Philosophie selbst würde demnach Ausdruck und Spiegelung nur der abendländischen Seele,
im Unterschiede etwa von der antiken und indischen, und zwar nur in deren heutigem
zivilisiertem Stadium sein, womit ihr Gehalt als Weltanschauung, ihre praktische Tragweite
und ihr Geltungsbereich bestimmt sind. S. 64"
Als
Ergänzung zum Begriff 'zivilisiertem Stadium' - Spengler beschreibt die
Entwicklung einer Kultur hin von einer
Kultur zu einer Zivilisation, wobei für ihn, so scheint es, Kultur das
Lebendigere ist, Zivilisation eher nur noch
ein technischer Verwaltungsakt, die Kultur lebt nicht mehr wirklich.
Also, wie
gesagt, wenn Spengler meint, seine Philosophie würde nur Ausdruck und
Spiegelung der
abendländischen
Seele sein, dann fragt sich, wozu sich andere Kulturen damit beschäftigen
sollten obwohl und
gerade weil sie doch auch darin mit vorkommen. Was also sollte daran universell
Beachtung finden?
Eigentlich
nichts.
Aber dem
ist eben nicht so. Da die Neuzeit alle vorhergehenden Zeitalter transformiert
und transzendiert hat, ist sie
mit universellen Aussagen auch berechtigt, dies von anderen Kulturen anerkennen
zu lassen.
von
onlineredakteur @ 05.09.11 - 11:00:11
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