Sonntag, 27. September 2015

Der Untergang des Abendlandes - Fortsetzung Teil 4 (2011)

So, es wird Zeit ein paar Details von Oswald Spenglers Werk anzuschauen.

Zur Unterstützung seiner Theorie unternimmt er einen Ausflug in die Mathematik, wie sah die Mathematik in der Antike aus und wie in der Neuzeit und wie in Indien usw. usf...

Das ist schon mal interessant, das ausgerechnet Mathematik hier bei Spengler so eine gewisse Bedeutung erlangt hat. Erlebt man nicht oft, bei großen Theorien.

Und er bleibt bei seinem, aus heutiger bzw. integraler Sicht, nicht haltbarem Argument, das es keine
universelle Mathematik gäbe, nur kulturell relative.

"Die" Mathematik, es sei noch einmal gesagt, ist eine Illusion. Richtig, überzeugend,
"denknotwendig" ist eine mathematische und überhaupt eine wissenschaftliche Denkweise,
wenn sie vollkommen dem eigenen Lebensgefühl entspricht. Andernfalls ist sie unmöglich,
verfehlt, unsinnig, oder, wie wir mit dem Hochmut historischer Geister zu sagen vorziehen,
"primitiv". Die moderne Mathematik, ein Meisterstück des abendländischen Geistes - "wahr"
allerdings nur für ihn -, wäre Plato als lächerliche und mühselige Verirrung auf dem Wege
erschienen, der wahren Mathematik, der antiken nämlich, beizukommen;...

So erkennt Spengler zwar zurecht, das die Griechen in der Antike bestimmte Rechenformen nicht kannten, aber wie so oft, macht er den Interpretationsfehler, zu meinen, die Griechen wüßten das und würden es für ihre Mathematik absichtlich ablehnen. Auch wenn er meint, das manch griechischer Denker von den babylonischen und indischen System der Mathematik wußte, was offensichtlich schon weiterentwickelt war, so braucht es für eine Mathematik eine gesellschaftliche Anerkennung, es setzt sich nur durch was von möglichst vielen Menschen bestätigt wird. Und soweit waren die Griechen in der Antike offensichtlich noch nicht.

Also das Bewußtsein war noch nicht so weit entwickelt um Brüche, Potenzen vierten Grades etc. als sinnvoll zu erachten.

Aber es bedeutet eben nicht, das antikes Mathe-System unvermittelt anderen Systemen gegenüberstünde sondern es bedeutet, das es den späteren bzw. höherentwickelten Systemen vorausgeht.

Jeder der heute Mathematik lernt fängt mit dem Einmaleins an, wahrscheinlich ähnlich wie die Griechen in der Antike.

Keiner von heute lernt die höchsten Erkenntnisse der Mathematik einer bestimmten Zeit sofort. Jeder fängt klein an und da gibt es bestimmte Universalien, die sich durchgesetzt haben.

[Einschub 1]

Ja, da schau an, selbst dem Oswald ist das nicht ganz verborgen geblieben, nachdem ich ca. 100 Seiten weiter gelesen habe, steht da nun folgendes:

Die antike Geometrie ist die des Kindes, die eines jeden Laien. Euklids Elemente der
Geometrie werden noch heute in England als Schulbuch gebraucht.
Damit bestätigt das ja gerade meine Ansicht. Aber Spengler kann nun nicht einfach behaupten, unsere Welt, die des Abendlandes, hätte nichts mit der antiken Lebenswelt zu tun. So einfach geht das dann nicht.

[Ende Einschub 1]

Genauso wie höhere Mathematik ebenfalls universell angewendet wird, für Haus- und Maschinenbau werden überall auf der Welt die gleichen mathematischen Verfahren angewendet, weil sich diese Regeln halt universell durchgesetzt haben.

Die Mathematik als eine Kunst der geistigen (Mind) Sphäre, im integralen Jargon spricht man von der Noosphäre, ist gerade dazu prädestiniert universellen Charakter zu tragen, weil der Geist (mind) beweglicher ist als der Körper.

Wenn man also mal davon absieht, das Spengler hier also Brüche zwischen Kulturen reinbringt, die nicht sein müssen, ist es schon sehr interessant zu sehen, wie er Mathematik auch in Beziehung zur Plastik und zum allgemeinen Erleben einer Kultur in Beziehung bringt. Da sind durchaus einige Ideen drin, vielleicht schreibe

ich das ein oder andere noch auf.

von onlineredakteur @ 07.09.11 - 11:24:03

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